Zambrano und Waldschmidt

Es ist noch keinen Monat her, da wurde Fredi Bobic, der neue starke Mann bei der Eintracht kurz nach Amtsantritt zitiert: “Wir müssen an der Basis arbeiten, um aus dieser Position nach vorn zu kommen. Und Modelle entwickeln, wie wir junge Spieler weiterbringen.”

Nachdem u.a. schon Sonny Kittel die Eintracht verlassen hat, sickert nun also durch, dass Luca Waldschmidt Richtung Hamburg zieht (und dann nicht mal zu St.Pauli, sondern zum HSV!). Nico Rinderknecht unterschreibt heute zudem in Ingolstadt und Carlos Zambranos Abgang scheint dank einer Ausstiegsklausel Formsache.

Reflexartig recken da bereits die ersten den Pöbelarm in Richtung des neuen Sportvorstandes und seines Kumpanen Hübner – das Geschrei ist groß. Insbesondere an der niedrigen Ablösesumme für den Peruaner (im Raumen stehen je nach Quelle 1,5 – 3 Mio Euro) wird Anstoß genommen.

Natürlich ist die Enttäuschung verständlich, wenn man mit Zambrano einen absoluten Fixpunkt (und Attraktion) der letzten Jahre und mit Kittel und Waldschmidt zwei vermeintlich große uneingelöste Versprechen verliert, aber man sollte nicht übersehen, dass Zambrano bereits letztes Jahr ablösefrei hätte gehen können. Natürlich scheint die im Raum stehende Entschädigung sehr gering, doch ist diese letztlich mitsamt der zusätzlich absolvierten Saison 2015/16 (inkl. wichtigem Beitrag im Relegations-Rückspiel) allein schon ein riesiger Bonus, den BH hier ausgehandelt hat.

Dass Zambrano geht, war mittelfistig abzusehen. Versäumt hat man allerdings durchaus etwas, nämlich frühzeitig für einen Nachfolger zu sorgen, da den Verantwortlichen der zeitnahe Abgang schon lange klar gewesen sein muss. Vor allem vor dem Hintergrund von Russ’ Verletzung, Andersons fraglicher gesundheitlicher Zukunft und dem Ayhan-Fehlschlag wäre ein frühzeitiger Ersatz längst zu erwarten gewesen. Auch wenn David Abrahm im Saisonabschluss großartig war, alleine wird er nicht weiterhelfen können in der Innenverteidigung. Warum muss ich nun an Marc-Oliver Kempf denken? Egal.. Zurück zu Waldschmidt…

Es ist schon erschütternd, wenn man dem HSV attestieren muss, einen cleveren Transfer mit Weitsicht getätigt zu haben. Noch bitterer, wenn es um das eigene Tafelsilber geht, dass in deren Einkaufswagen blitzt. Zwei Jahre lang hat es Eintracht Frankfurt nicht geschafft, dieses Talent auf Flughöhe zu bringen. Thomas Schaaf kam nicht mehr dazu. Armin Veh hat sich nicht getraut und als Kovac kam, blieb erstmal nur das Feuerlöschen. Dass Waldschmidt nun keine Lust mehr hat noch einmal zu verlängern und sich ausleigen zu lassen – verständlich.

1,3 Mio. für einen Spieler, der kaum Einsatzzeit hatte, scheinen immerhin versöhnlich stimmen zu können. Erstmal! Denn ich will nicht erleben, wie Waldschmidt beim HSV zum Bundelisgaspieler aufsteigt.

Wie auch immer: Bobic kann nichts dafür. Das Kind ist schon vorher in den Brunnen gefallen. Der Verkauf ist nur konsequent und die Ablöse scheint im Augenblick zumindest ein ordentliches Trostpflaster auf dem Weg zum viel zitierten Transferüberschuss. Aber eins steht fest: jedes Waldschmidt-Bundesliga-Tor wird jedem Eintracht-Fan ein Stich ins Herz und jedem Eintracht-Verantwortlichen ein Tritt in den Hintern sein.